Warum ist der Wettbewerb in der Bestatter-Branche so hart und was bedeutet das für die Kunden?
Es gibt schätzungsweise 300 Betriebe in Berlin, die Bestatterleistungen anbieten. Sorge bereiten sogenannte Wohnzimmerbestatter, die keine Geschäftsräume mehr unterhalten und einfach – auch ohne jegliche Qualifikation – eine Gewerbeerlaubnis beantragen. Es wird oftmals versucht, über den Preis Aufträge zu akquirieren. In scheinbar günstigen Bestattungspaketen sind oftmals viele Leistungen nicht enthalten, die später hinzukommen. Unterm Strich unterscheiden sich die Endpreise insgesamt kaum voneinander.

Ist die Sparsamkeit gestiegen?
Es wird auch in unserer Branche vermehrt auf inkludierte Leistungen geachtet, Sparen ist ein Hobby geworden. Aber wir haben sehr viele kostenintensive Positionen, die von seriösen Bestattern erbracht und berechnet werden müssen. Und auf alle öffentlichen Gebühren haben wir sowieso keinen Einfluss. Die Angehörigen bringen sich aber auch vermehrt selbst ein, erledigen einige Dinge selbst, um die sich früher die Bestatter kümmerten.
Der Beruf des Bestatters ist nicht geschützt. Wie erkennt der Kunde schwarze Schafe?
Schwierig zu erkennen. Ein gutes Merkmal ist die Mitgliedschaft in der Bestatter-Innung von Berlin und Brandenburg oder dem Bestatter-Verband von Berlin und Brandenburg. Wenn schon zu Lebzeiten die eigene Bestattung geregelt wird, muss darauf geachtet werden, dass die hinterlegten Gelder nicht auf dem Konto des Bestatters, sondern auf einem Treuhandkonto hinterlegt werden. Dort ist es dann vor dem Zugriff Dritter – zum Beispiel dem Sozialamt – sicher und nicht durch eine mögliche Insolvenz eines Bestatters gefährdet.
Wie spiegelt sich der gesellschaftliche Wandel im Bestattungswesen wider?
Berlin ist ja die Single-Hauptstadt Deutschlands und dies spiegelt sich oft auch in den Bestattungen wider. Sehr viele leben allein und werden auch oft ohne Beisein von Angehörigen und Freunden anonym beerdigt. Allein in Berlin kümmern sich die Ordnungsämter um rund 250 Todesfälle jeden Monat – dann, wenn keine Bestattungsregelung zu Lebzeiten erfolgt ist und keine Angehörigen sich kümmern. Vermehrt nutzen Hinterbliebene Online-Abmeldungen, also einen Formalitätenservice über das Portal eines Bestattungsinstituts. Hier können Sie bis ein Jahr nach dem Todestag ohne großen Aufwand und ganz bequem von zu Hause alle Abmeldungen, ob Banken, Vereine oder andere Institutionen, vornehmen. Seit einiger Zeit steht auch die digitale Nachlassabwicklung im Fokus der Hinterbliebenen.
Der Tod gehört zum Leben - Aktuelle Zahlen
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